GENOZID AN DEN ARMENIERN
Zur Verfolgungsgeschichte der Armenier 1894 bis 1922
Die hier gezeigten Bilddokumente wurden vom Informations- und Dokumentationszentrum Armenien (Berlin) zur Verfügung gestellt und sind urheberrechtlich geschützt. Sie dürfen deshalb nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Informations- und Dokumentationszentrums (IDZA) reproduziert werden, wobei auf das IDZA als Urheber hinzuweisen ist.Korrekturen und Hinweise auf die Bilddokumente zur Verfolgungsgeschichte an den Armeniern oder zu veröffentlichten Dokumenten nimmt das IDZA dankbar entgegen. Wir bemühen uns, die Bilddokumentation zur Verfolgungsgeschichte beständig zu erweitern, auch auf dieser Webseite.
Zu Einzelfragen der Bilddokumentation zur Verfolgungsgeschichte der Armenier siehe auch:Hofmann, Tessa; Koutcharian, Gerayer: „Images that Horrify and Indict“: Pictorial Documents on the Persecutions and Extermination of Armenians from 1877 to 1922“. In: „Armenian Review“, Spring/Summer 1992, Vol. 45, No. 1-2/177-178, S. 53-170
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- Verfolgungen und Massaker 1894 bis 1909
- Am Anfang des Völkermordes: Zwangsarbeiter/InnenZwischen dem jungtürkischen Jahresparteitag 1911 und dem Frühjahr 1915 reifte bei der damaligen politischen Elite die Entscheidung zur Vernichtung der beiden größten christlichen Ethnien des Osmanischen Sultanats - Griechen und Armenier - heran. Männliche Christen, darunter auch Jugendliche und Alte jenseits der Wehrpflichtigkeit, wurden zu Hunderttausenden als Zwangsarbeiter beim Straßenbau oder als Lastträger eingesetzt. Falls sie die schlechte Ernährung, Unterbringung und sonstige Strapazen überlebten, tötete man sie anschließend.
- Selbstverteidigung in WanNachdem sich in der Provinz Wan in Südost-Armenien im Frühjahr 1915 die Übergriffe auf die armenische Landbevölkerung häuften, flüchteten zahlreiche Armenier aus Furcht vor Pogromen in die Stadt Wan, wo Armenier die relative Bevölkerungsmehrheit bildeten. Sie verteidigten ihr Viertel gegen die Belagerung türkischen Militärs bis zum Eintreffen der russischen Armee im Mai 1915. Die Selbstverteidigung von Wan - aus offizieller türkischer Sicht ein Aufstand - diente als Vorwand der landesweiten Armeniervernichtung.
- Die Vernichtung der EliteAm Beginn des Völkermordes stand die Vernichtung der armenischen Führungsschicht. Beginnend mit Sejtun (türk: Zeytun; armen. Ulnia) in Nordkilikien, gefolgt von Konstantinopel (Ende April 1915) wurden in jedem größeren Ort die Gebildeten, Wohlhabenden und Einflussreichen festgenommen, gefoltert und schließlich hingerichtet oder extralegal getötet.
- TodesmärscheUnter der verharmlosenden Bezeichnung „Umsiedlung“ fand ab Mai 1915, in Kilikien bereits seit März die Deportation der übrigen Bevölkerung statt. Die Opfer wurden rücksichtslos über lange Strecken und durch unwegsames Gebiet getrieben, so dass sie zu Hunderttausenden Hunger, Durst, Erschöpfung und Seuchen zum Opfer fielen. Überfälle, Plünderungen und Massaker der örtlichen muslimi-schen Bevölkerung oder Begleitmannschaften trugen zur Terrorisierung, Demütigung und zur Vernichtung der sogenannten Deportierten bei.
- HungerHunger bildete eine der häufigsten Todesarten der Deportierten. Das nordmesopotamische Deportationsgebiet gehörte zu jenem Bereich des Osmanischen Reiches, der im Ersten Weltkrieg von einer künstlich ausgelösten Hungersseuche heimgesucht wurde, zu der die Seeblockade Großbritanniens ebenso beitrug wie behördliche osmanische Massnahmen, so zum Beispiel die Beschlagnahmung von Zug- und Lasttieren, was die Bestellung der Felder unmöglich machte. Die Jagd auf Wild und Vögel, selbst auf Raben, war offiziell untersagt. Die der Regierung gehörenden Getreidespeicher wurden nicht für die hungernde Bevölkerung geöffnet. Allein im Libanon verhungerten bis zu 180.000 Menschen. Die Hungersnot betraf alle Bevölkerungsteile im Nahen Osten, Christen wie Muslime. Aber sie traf besonders die ohnehin schon entkräfteten, mittel- und obdachlosen armenischen Deportierten in dieser gequälten Region.
- Die Konzentrationslager in der WüsteTrotz der als Todesmärsche und Massaker erreichten etwa 870.000 Deportierte die mesopotamischen Wüstengebiete in Nordsyrien sowie im Irak. Entlang der eben erst mit Hilfe armenischer Zwangsarbeiter errichteten Bagdadbahn, die in diesem Abschnitt entlang der Euphratufer verlief, wurden mehrere Konzentrationslager errichtet. Die Lebensbedingungen waren katastrophal. Binnen sechs bis sieben Monate starben Zehntausende an Seuchen und Hunger: im Konzentrationslager von Islahiye 60.000 (Herbst 1915 bis Anfang 1916), im Lager von Mamura etwa 40.000 (Sommer bis Herbst 1915), in den Lagern von Radscho, Katma und Asas etwa 60.000 (Herbst 1915 bis Frühjahr 1916), in den Lagern Bab und Achterim etwa 50-60.000 (Oktober 1915 bis Frühjahr 1916), in Meskene an die 60.000 (November 1915 bis April 1916), in Dipsi etwa 30.000 (November 1915 bis April 1916), in Karlik (Karluk) 10.000 (bis März 1916) und in Sabcha (Sebka) 5.000 (November 1915 – Juni 1916).
Da das hunger- und seuchenbedingte Massensterben den Organisatoren des Genozids zu lange dauerte, wurde im Frühjahr 1916 die zweite Phase der Vernichtung eingeleitet: Die meisten Lager wurden nun von Todesschwadronen unter dem Befehl der Sonderorganisation „gesäubert“. Viele dieser Henker waren Nordkaukasier (Tschetschenen, Tscherkessen) und Angehörige örtlicher arabischer Stämme. Sie schlachteten die Bewohner eines Lagers nach dem anderen ab oder verbrannten Zehntausende in erdölhaltigen Höhlensystemen wie dem von Scheddadiye. Oder sie trieben die Armenier weiter in die Wüste und überließen sie ihrem „natürlichen“ Tod durch Seuchen und Hunger. Die berüchtigsten Lager waren jene von Der es Sor (arab. Dair Az-Zor)-Marat (192.000 Opfer im November 1915 bis Juni 1916; 150.000 dieser Opfer wurden zwischen Suwar und Scheddadiye massakriert, die übrigen starben an Seuchen oder verhungerten) und Ras-ul-Ain (etwa 14.000 Opfer; 30.000 starben an Hunger und Seuchen in der Umgebung). Insgesamt kamen 630.000 der 870.000 Deportierten, die Mesopotamien erreicht hatten, um, davon 200.000 bei Massakern in der Gegend um Ras-ul-Ain und Der es Sor.
Der deutsche Sanitätsunteroffizier Armin T. Wegner besuchte im Oktober 1916 ungeachtet der hohen Ansteckungsgefahr in Begleitung der in Aleppo im Waisenhaus der Deutschen Orientmisssion wirkenden Krankenschwester Beatrice Rohner einige der Lager (Maden, Tibini, Abu Herera, Rakka) und fotografierte trotz des Verbots bei Todesstrafe die noch Lebenden und einige ihrer Toten. - Eine Nation von Waisen und Flüchtlingen
- Massaker
- ZwangsislamisierungSeit Beginn der Deportation und vor allem in der Küstenregion am Schwarzen Meer wurden Armenier vor die Wahl gestellt, entweder zum Islam überzutreten oder deportiert zu werden. Die von der muslimischen Bevölkerung verschleppten armenischen Frauen und Kinder, ebenso die in den staatlichen Waisenhäusern gesammelten armenischen Waisen traf ohnehin dieses Schicksal. Islamisierung bedeutete seit den Zeiten Sultan Abdülhamits II. Türkisierung und Entfremdung von allen Werten, mit denen christliche Armenier aufwachsen. 1916 entsandte der türkische Kriegsflottenminister und Befehlshaber der 4. Osmanischen Armee, Ahmet Cemal, die Inspektorin der Stiftung für Mädchenschulen Halide Edib (1883/4/5-1964) nach Syrien, um im Deportationsgebiet Waisenheime und Schulen zu gründen. Als eine der geistigen Wegbereiterinnen des türkischen Nationalismus und gläubige Muslimin setzte sich Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Pädagogin persönlich für die religiöse und kulturelle Assimilation armenischer Mädchen in staatlichen Heimen ein, aus denen die Mädchen in muslimische Haushalte vermittelt bzw. zwangsverheiratet wurden.
Andere Kinder wurden von Angehörigen muslimischer Völker verschleppt und zwangsbekehrt. Die meisten mussten ihren Besitzern als Sklaven dienen. Viele wurden sexuell missbraucht. Dr. Johannes Lepsius, der deutsche Dokumentar des Genozids, schätzte 1919, dass bis zu 300.000 Armenier zwangsislamisiert wurden. - Flucht
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